Das magische Haus

Als in Omphalos das Geld so knapp war, dass Männer mehreren Meistern dienen mussten und Ratten als schmackhafter Braten galten, stand in der Heimlich-Gasse ein leeres Haus, das von seinen Bewohnern verlassen worden war, um auf dem Lande ihr Glück zu versuchen. Dieses Haus, das nur einen einzigen Ein- und Ausgang hatte, nämlich seine Haustür, sollte als Ort für ein klandestines Treffen dienen.

So geheim war das Treffen dann doch nicht, denn viele absolut verlässliche Zeugen beobachteten, wer das Haus betrat. Zeuge 1 sah den Schornsteinfeger hineingehen, Zeugin 2 einen frechen Schürzenjäger, der sie gestern auf dem Markt angegraben hatte, Zeuge 3 den Schädlingsbekämpfer, Zeuge 4 den Schildbemaler.

Wie es schien, waren diese vier verabredet mit zwei ungleichen Gestalten, denn zwei Zeugen erkannten unabhängig voneinander einmal einen relativ unbekannten Speerkämpfer, einmal einen Spieler, der regelmäßig in Kneipen und Spielhöllen verkehrte. Beide traten zur gleichen Zeit in das Haus ein.

Erst nach mehreren Stunden, als die meisten Zeugen schon schliefen, konnten ein Zeuge beobachten, wie der Schornsteinfeger das Haus verließ, der andere Zeuge, wie eine Stunde später der Speerkämpfer durch die Haustür ins Freie trat, nunmehr mit einem vollen Geldbeutel.

Zwei Personen verließen also das Haus - und trotzdem war es jetzt menschenleer. Sechs minus Zwei gleich Null - wie kann das sein? Bist du scharfsinnig genug, oh Leser, dieses Geheimnis zu lösen, wenn ich dir sage, dass nur die Haustür als Ein- und Ausgang dienen konnte, weil die Fenster fest in den Mauern eingelassen waren und nicht geöffnet werden konnten?

Die Lösung zu diesem Rätsel wird 2025 im dritten Band der "Chroniken von Omphalos" mit dem Titel "Das Museum der Tränen" erscheinen.